Sonntag, 1. März 2015

Das dreckige Fleisch

Fleisch aus dem Discounter für drei Euro: Dass so etwas nur mit unwürdiger und hygienisch fragwürdiger Tierhaltung zu bewerkstelligen ist, dürfte jedem einleuchten. Aber die billigen Fleischberge sind auch auf menschlicher Seite mit viel Leid erkauft. Denn die großen Schlachthöfe dieses Landes setzen auf menschenunwürdige Arbeitsbedigungen. Indem man den Arbeitsschutz umgeht, sittenwidrige Löhne zahlt und die Arbeitskraft der Schlachter aufs Äußerste ausbeutet.

Möglich macht das eine Gesetzeslücke namens Werkvertrag. Bei der EU-Osterweiterung hat die Bundesregierung einst durchgesetzt, dass die Osteuropäer bis zu sieben Jahre auf die Arbeitnehmerfreizügigkeit verzichten. Eigentlich sollte damit genau das verhindert werden, was in der Folge eintrat. Doch die Dienstleistungsfreiheit galt natürlich trotzdem. Betriebe bzw. als Briefkastenfirmen getarnte Betrieb aus dem Osten konnten also ihre Dienstleistungen - zu den Bedingungen in ihren Ländern wohlgemerkt - auch in Deutschland anbieten.

Die großen Schlachthöfe erkannten darin eine Chance, die Kosten weiter zu senken und setzen verstärkt auf osteuropäische, vornehmlich rumänische und bulgarische Subunternehmer, die gleich ganze Produktionsschritte übernahmen. Im Ergebnis leben nun mitten in Deutschland Schlachthof-Mitarbeiter und sklavenähnlichen Bedingungen, mies bezahlt, im Stall oder gleich im Wald schlafend. Und ständig in Kontakt mit Billigfleisch, verseucht mit Antibiotika und multiresistenten Keimen. Ohne anständigen Arbeitsschutz. Und oft ohne Krankenversicherung.

Nach der Lektüre dessen, was Anne Kunze bereits Ende letzten Jahres da in der Zeit aufdeckte, ist mir buchstäblich schlecht geworden.

Keine Kommentare: