Freitag, 12. Oktober 2012

R.I.P. Nils Koppruch


Unlängst veröffentlichte er noch ein viel und zurecht gelobtes Album mit Gisbert zu Knyphausen. Als Kid Kopphausen begannen sie gerade ihre Tour. Beide hatten zusammen noch viel vor. Doch nun ist der Hamburger Musiker Nils Koppruch völlig überraschend verstorben. Deutschland verliert mit ihm einen seiner profiliertesten Musiker. Der Leisetreter war musikalisch einer der Großen. Sein kulturelles Verdienst ist es, deutschsprachige Countrymusik mit Stil und (wie es die Zeit einst formulierte) als proletarisches Statement im Pop etabliert zu haben. Ein Billiger Trick? Mitnichten. Das Leben? Ein Messerkampf

Mit seiner 1996 gegründeten Band Fink ebnete er den Weg für seine hierzulande bisweilen immer noch exotisch anmutende musikalische Ausdrucksform. Nach sechs Alben (von denen ich Mondscheiner, 1999, sowie das selbstbetitelte Fink, 2001, für die gelungensten halte) und einer immer mehr ins elektronisch-repetitive tendierenden Entwicklung löste sich die Band im Jahre 2006 auf. Es folgten zwei reduziert wirkende Soloalben und das bereits erwähnte Album mit Knyphausen.

Nils Koppruch erlangte über eine bis zuletzt viel zu kleine Anhängerschaft hinaus kaum größere Bekanntschaft. Seinen Lebensunterhalt verdiente sich der Hamburger als freischaffender und recht erfolgreicher Maler. Für den Mann der mit knarziger Stimme vorgetragenen lakonischen Zwischentöne hat der Lebensweg mit 46 Jahren ein viel zu frühes Ende genommen. Am Mittwoch, den 10. Oktober ist er friedlich eingeschlafen. Doch, in seinen Worten: Es gibt ne menge Leute, aber er war Immerhinda.

 "Hier kannst du mich finden / wenn du mich suchst / wenn du nicht siehst / dass ich längst neben dir sitz"

Fink - Sieh mich nicht an... (2001)


Kurzportrait von KonspirativeKüchenKonzerte

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Solange es im Graben quakt, sind die Frösche noch am Leben und wenn dich einer fragt, dann kannst du sagen: "Gisbert zu Knypshausen war mit dabei gewesen".

Solange es im Graben pfeift, sind die Granaten noch am fliegen und wenn dich einer fragt, dann kannst du sagen: "Gisbert zu Knypshausen war mit dabei gewesen".

Die Granaten quaken nicht mehr und auch die Frösche pfeifen aus dem letzten Loch.

Brach liegt das Land verwurstet zum Fraß der Hamburger Schule Schar.

Gisbert daddelt eine Wärmflaschenendlosschleife mit der Bänd.

Schwere süße musiktherapeutische Weltschmerzmusik essen Seele auf.

Moloch. Haar. Trend. Zuhauf.

(Heiner Müller, Postmoderne Sonette)